Digitale Datenbank Exilphilosophie (DDEP)

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Grafik: Maja Redlin

Das Exil zur Zeit des Nationalsozialismus kennzeichnet eine Zäsur in der Geschichte der deutschsprachigen Philosophie. Zahlreiche einflussreiche Fachvertreter:innen verloren während der 1930er-Jahre ihre (universitäre) Anstellung und wurden zur Emigration aus dem nationalsozialistischen Herrschaftsbereich gezwungen. Doch nicht nur auf individualbiographischer Ebene hat der Nationalsozialismus drastische Spuren hinterlassen. Auch viele bekannte Strömungen zeitgenössischer Philosophie hätten ohne das Exil und dem damit einhergehenden Länderwechsel eine andere Entwicklung genommen. Es scheint somit keineswegs übertrieben, das Exil als eines der prägendsten Ereignisse für die Philosophie des 20. Jahrhunderts zu verstehen. Umso erstaunlicher ist es, dass die Beschäftigung mit emigrierten Philosoph:innen in der Exilforschung bis heute ein Nischendasein fristet. Auch in der Philosophie selbst ist, abgesehen von einigen wenigen Einzelarbeiten, kaum Interesse an der Bedeutung des Exils für die eigene Fachgeschichte festzustellen.

Die „Digitale Datenbank Exilphilosophie“ (DDEP) will erstmals die gesamte deutschsprachige Philosophie im Exil in Form eines soziographischen bzw. karthographischen Überblicks erforschbar machen. Dies geschieht in dokumentarischer Perspektive; es geht also um die umfangreiche digitale Sammlung von bio- und bibliographischen Daten rund um die Emigration sowie um deren visuelle Aufbereitung. Auf Grundlage der digitalen Gestaltung lassen sich stets neue Fragen an das Material stellen, die bei vergleichbaren Projekten auf Papier verwehrt bleiben. So bietet das digitale Datenmaterial die Möglichkeit einer Ordnung nach einzelnen Parametern und macht eine Neubewertung der Entstehung und des Fortbestandes philosophischer Institutionen, Schulzusammenhänge, Strömungen und Theorien möglich. Gerade mit Blick auf deren Ränder und Überschneidungen bietet sich damit die Möglichkeit einer genaueren Erforschung kontextueller Zusammenhänge. Auch für spezifische fachhistorische Fragestellungen, etwa nach individuellen und gruppenspezifischen Verknüpfungen von Lebens- und Denkwegen, philosophischen Konstellationen, nach der jeweiligen Aufnahmebereitschaft und nicht zuletzt nach dem alltäglichen Umgang in anderen Sprachen, stellt die Digitale Datenbank Exilphilosophie eine breite Forschungsbasis dar.

Projektstatus: Beantragung der Projektphase 2. Phase 1 (01/2023–12/2023) wurde gefördert von der "Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur" sowie dem "Zukunftsfonds der Republik Österreich" und beinhaltete die Programmierung, Strukturierung der Datenbank und das Design.

Projektteam

Medienecho

Frankfurter Rundschau, 15.03.2023, https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/flucht-vor-den-nazis-als-das-denken-auszog-92147667.htmlExterner Link .

Deutschlandfunk, "Kultur heute", 06.02.2023, https://www.deutschlandfunk.de/forschung-zur-exilphilosophie-an-der-uni-jena-roman-yos-im-gespraech-dlf-9bc6cef1-100.htmlExterner Link.

MDR Kultur, "Kultur kompakt", 06.02.2022, https://www.mdr.de/kultur/radio/ipg/sendung-823794.htmlExterner Link (Audio nicht online verfügbar).

WDR 5, "Scala", 03.02.2023, https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-scala/audio-wdr--scala---ganze-sendung-1608.htmlExterner Link (ab Min. 28:30).

Deutschlandfunk, "Kultur heute", 03.02.2023, https://www.deutschlandfunk.de/kulturmeldungen-03-02-dlf-0a59fe05-100.htmlExterner Link (ab Min. 2:10).

Kontakt

Sie erreichen das Projektteam unter: ddep@uni-jena.de